NCM Moscow: Erfahrungsbericht, Komponentenbewertung und Langzeittest
#47
1 Jahr und 5.000 km

In meinem Erstbericht und dem Zwischenfazit habe ich das 29" NCM Moscow plus bereits ausführlich beschrieben. Nun habe ich das Bike seit fast einem Jahr und kann bei einem km-Stand von 5.000 km mit 125.000 hm weitere Hinweise geben.

Was ist passiert in der Zeit? Nun, zum einen sind weitere Zubehörteile hinzugekommen, die das Moscow meinem persönlichen Anspruch weiter näher bringen, vor allem aber habe ich immer mehr Vertrauen in das Bike gewonnen, was u.a. auch dazu führt, dass sich mein Streckenprofil leicht verändert hat und mehr Singletrails als ursprünglich beinhaltet. Das ist insofern bemerkenswert, als dass das Moscow mit rd. 28 kg Gewicht nun wahrlich kein Wurzelhüpfer sein will und kann. Doch immer noch markiert mein Fahrkönnen die Grenzen des Einsatzes und nicht die Technik des Bikes, und das spricht klar für letzteres und nimmt das vorläufige Fazit schon vorweg.

Nachfolgend gehe ich also auf die Details ein, die ich für erwähnenswert halte und erspare Euch weitgehend Wiederholungen von bereits Gesagtem.

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Wartung / Pflege

Viele kennen das Problem, dass sich Händler schlicht weigern, ein "Internet-Bike" zu reparieren oder auch nur anzusehen. Das Thema wurde hier im Forum bereits mehrfach diskutiert; ich persönlich glaube, dass dies ein neues Geschäftsfeld eröffnen wird und den etablierten Händlern irgendwann auch auf die Füße fällt. Noch aber ist es nicht soweit und ich bin daher froh, einen Schrauber gefunden zu haben, der sich mein Bike gerne mal vorbeibringen lässt.

Häufig musste das bisher noch nicht sein, und außerplanmäßig schon gar nicht. Zwei Durchsichten mit dem routinemäßigen Anziehen von Schrauben und ein Wechsel der Bremsbeläge bei 3.000 km war alles, womit ich ihn behelligen musste.

Ich möchte an dieser Stelle – da es auch weitere Komponenten bzw. Verschleißteile betrifft – zwei nicht ganz unwichtige Faktoren hervorheben. Der eine ist mein Gewicht, das mit 63 kg das Bike eher sanft belastet. Und zudem fahre ich, geübt in zahlreichen Langstreckenrennen (wenn auch mit vier Rädern und Verbrennungsmotor) äußerst materialschonend. Beides zusammen macht schon einen durchaus nennenswerten Unterschied im Verschleiß etlicher Teile, was der geneigte Leser berücksichtigen sollte, wenn ich das Langzeitverhalten von Komponenten beschreibe.

Pflege hingegen ist nicht so meins. Wenn das Bike komplett verschlammt ist, kriegt es eine Gartenschlauch-Dusche als absoluten Gipfel liebevoller Zuwendung. Dazu hin und wieder etwas Öl auf die Kette, das war's. Dem Moscow reicht das offenbar, was ich sehr klasse finde.


[Bild: IMG-20190330-164826.jpg]


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Komponenten

Schaltung: Nach wie vor verrichtet die Acera so unauffällig wie zuverlässig ihren Dienst. Zumindest, soweit es sich um die "normalen" Schaltprozesse handelt. Bergauf unter Last oder auf einem Wurzeltrail sind ihre Fähigkeiten natürlich schnell ausgereizt. Nun muss man, wenn man etwas vorausschauend fährt, bergauf auch nicht unbedingt unter Last schalten, und für Stumptrails ist das Moscow nicht gedacht. So langsam merke ich, dass die Kette etwas länger wird und der Schraubkranz ins Rentenalter kommt, was ein Upgrade anbietet alternativ zum einfachen Austausch der verschlissenen Teile; ich bin da noch unschlüssig vor dem Hintergrund der alten Weisheit "Never touch a running system".

Bremsen: Ich kann nicht viel Negatives sagen zur verbauten Auriga Tektro e350, außer dem brummenden Quietschen auf der Hinterachse, das durch feines Einstellen für ein paar Hundert Kilometer weg war, dann aber umso hartnäckiger wiederkam. Mit dem Gesamtpaket von 90 kg (Bike + Fahrer) kommt die Tektro sehr gut klar, wenn ich mal eine günstige Magura MT4e oder MT5e sehe, schlage ich vielleicht zu, notwendig ist das aber nicht.

Federgabel: Da die als Ersatz gedachte Rock Shox Recon Silver RL nicht passte (falsche Ausführung), ist die originale Suntour XCM 30 immer noch drauf. Ich komme damit eigentlich auch zurecht, nur auf engen Trails und groben Wurzeln merkt man, dass sie eher für kleinere Unebenheiten konstruiert wurde.

Reifen: Ich kann's nicht ändern, aber auch nach 5.000 km zeigen die Smart Sam nur wenig Abrieb. Heisst also, Nobby Nic (für's VR) und Fat Albert (HR) müssen weiterhin warten. Sam ist, und das wiederhole ich gerne, wirklich also ein echter und sehr leistungsfähiger Allrounder für kleines Geld.

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Gadgets und Gimmicks


Jeder von uns entwickelt sein Bike in Richtung seiner sehr individuellen Anforderungen. Was dabei für den Einen ein unabdingbares Muss darstellt, ist für den Anderen ein absolutes Nogo. Gerade das Moscow bietet fast jedem die Möglichkeit, seine Vorstellungen zu realisieren: Manche machen ein Trekkingrad daraus, andere einen Lastesel; man sieht XT-gepimpte Allmountains und fragt sich bei dem nächsten, wo denn angesichts von glatten Reifen, sofabreitem Sattel und abenteuerlichem Vorbau die Hollandrad-Gene verborgen waren.

Für mich ist ein Mountainbike ein Mountainbike, hat also auf Teerstraßen eher weniger verloren, ist als Hardtail mit Heckmotor nur bedingt Wurzelpfad-tauglich und muss stattdessen ordentlich Meilen machen; und zwar bei jedem Wetter. Entsprechend fallen die Gadgets aus, von denen ich die für mich wichtigsten hier kurz vorstelle.


Lenkerverlängerung

Mit das erste, das ich gekauft habe, war diese Lenkerverlängerung, die ich nach wie vor für unverzichtbar halte, weil an dem sich verjüngenden Lenker selbst kaum etwas vernünftig hält. Bei mir sind dort z.Zt. zwei Lampen, die Handyhalterung und die Action-Cam montiert.
Preis: ca. 9 €.

[Bild: Lenkerverl-ngerung.jpg]




Halterung für Handy

Nachdem ich mein Teasi Pro entnervt ausgemustert und gegen Navigation/Tracking durch mein Handy ersetzt hatte, musste ein ordentliche Handyhalterung her. Vier unterschiedliche Modelle habe ich ausprobiert, auch das vielgelobte Gub, aber am Ende machte ein billiges China-Plastikteil die meisten Punkte. Gleich danach kann dieses hier empfohlen werden.
Preis: ca. 8 €.


Alarmanlage / Rücklicht / Klingel

Bis zur Entdeckung "meiner" Sattelstütze (s.u.) war dieses 3in1-Gerät mein absolutes Lieblings-Gadget, denn es integriert drei unverzichtbare Funktionen und ist bis jetzt stets zuverlässig gewesen; mittlerweile habe ich die meisten Bikes damit ausgestattet und hier im Forum fahren auch sehr viele User damit.
Preis: ca. 18 €.


Alu-Ventilkappen

Völlig sinnlos, aber griffig und schön blau. Wer's mag...
Preis: ca. 2 €.


Fahrradtasche

Eine Fahrradtasche auf dem Oberrohr finde ich sehr störend, aber da ich ständig mehrere Stromfresser am Laufen habe, die Nachschub brauchen, musste ein Platz für die Powerbank gefunden werden: Hinten am Sattelrohr fügt sie sich m.E. am harmonischsten ein.
Preis: ca. 7 €.

[Bild: Satteltasche1.jpg]



CNC Alu-Pedale

Die Original-Pedale sind völlig in Ordnung, bieten aber auf dem Trail wenig Halt. Wie so oft war es ein Tipp hier aus dem Forum, der mich zu den CNC Alu-Pedalen brachte, die es in verschiedenen Farben gibt, sehr griffig sind, chic ausschauen und qualitativ wirklich überzeugen.
Preis: ca. 15 €.

[Bild: Pedale.jpg]


Sattelstütze

Einfach genial (vor allem auch deshalb, weil genial einfach) ist diese Sattelstütze, die tatsächlich nur eine Sattelfeder ist. Vorher hatte ich eine ganz normale Sattelfeder (im Rohr) probiert, war völliger Käse. Eine Suntour SP12 NCX hatte ich auch gekauft, wegen zu kleinem Rohrdurchmesser aber nie montiert. Das nun verwendete (Tipp hier aus dem Forum, finde leider den Absender nicht mehr, würde mich liebend gerne bedanken) ist einfach sensationell zum Preis von rd. 15 €; wert wäre es m.E. auch das Drei- oder Vierfache. Es federt unauffällig und punktgenau, erlaubt das Sitzenbleiben an Stellen, wo man ansonsten zum Schutz der Wirbelsäule aus dem Sattel muss und verbessert damit in vielen Situationen die Beherrschbarkeit des Bikes. Nachteile habe ich bisher noch nicht feststellen können.


[Bild: Sattelfeder-am-Moscow.jpg]


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Vorläufiges Fazit

Die ersten 5.000 km sind am NCM Moscow plus praktisch spurlos vorbeigegangen, das Bike macht enorm viel Spaß, die wenigen Mankos sind nicht nur angesichts des Preises zu verschmerzen. Eigentlich wollte ich nach einem Jahr wechseln, aber es fällt mir verdammt schwer, mich von dem Bike zu trennen und, ganz ehrlich, einen vernünftigen Grund dafür gibt es auch nicht. Wahrscheinlich werde ich es behalten. Dann wird der nächste Bericht bei km-Stand 10.000 erfolgen. Ich freue mich darauf!


[Bild: IMG-20190227-125833.jpg]
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Moscow+ 29" / 13.744 km (nur offroad)
Moscow +29" / 4.115 km
Moscow 36V 29" / 6.362 km

Mondraker Crafty XR | Cube Stereo Hybrid Pro
TurboAnt Thunder T1 | Mondraker Factor XR
Stevens E-Pordoi | Husqvarna MC8 | Diavelo e525m






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RE: NCM Moscow: Erfahrungsbericht, Komponentenbewertung und Langzeittest - von Fullface - 12-06-2019, 19:13

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