NCM Moscow: Erfahrungsbericht, Komponentenbewertung und Langzeittest
#1
Prolog


In diesem Bericht schildere ich die ersten Eindrücke meines 29" NCM Moscow plus (16 Ah / 768 Wh) nach sechs Wochen und etwa 1.500 km.

Es soll dem Unentschlossenen eine Hilfestellung bei der Kaufentscheidung geben, mit dem einen oder anderen Vorurteil aufräumen und gleichzeitig als Diskussionsgrundlage dienen mit denjenigen, die ähnliche oder auch ganz andere Erfahrungen gemacht haben.

Zudem werde ich erforderliche Updates posten, denn das Verhalten des Bikes nach längerem und intensiveren Gebrauch wird sicher äußerst interessant.

[Bild: NCM_M.jpg]



Hintergrund


Viele Jahre bin ich Mountainbike gefahren – angefangen mit einem knorrigen Trekker, dann ein ordentliches Hardtail von Trek, gefolgt von einigen Fullys (u.a. Raleigh und Specialized Stumpjumper) und Hardtails (u.a. Focus Bugaboo und Giant XTC).

Irgendwann erlahmte die Motivation: Strecken von mehr als 30 km / 1.000 Hm wurden langsam anstrengend und zudem auch langweilig – in diesem Umkreis kannte ich gefühlt bald jeden Stein. Als meine Frau den Wunsch nach einem eBike äußerte, schien mir das eine willkommene neue Motivation. Eine Einschätzung, so viel sei vorweggenommen, die sich voll umfänglich bewahrheiten sollte.

Nicht ganz unwichtig ist mein absolut zu nennendes Unvermögen als Schrauber. Eine fast abfallende Imbusschraube schaffe ich vielleicht noch festzuziehen, aber das war's dann auch schon. Weshalb ich eine gute Verarbeitung und generell hohe Fertigungsqualität besonders zu schätzen weiß. Sollte man vor diesem Hintergrund ein Realmarkt-Bike kaufen? Eigentlich nicht; aber aus u.g. Gründen bin ich das Risiko doch eingegangen.

#######################################

Kauf-Kriterien


Angesichts der Vielzahl von Optionen mit teilweise völlig unterschiedlichen Charakteristika wollte ich es vermeiden, viel Geld für einen Fehlkauf auszugeben; stattdessen wollte ich für möglichst wenig Bares möglichst viel Bike. Die Wahl fiel schließlich auf das Fischer Proline 1608, das in Tests bemerkenswert gut abgeschnitten hatte, und das NCM Prague für meine Frau, die sich schnell in das chice Einsteigerbike verliebt hatte.

Und mir damit an jeder Steigung sowas von um die Ohren fuhr, dass es manchmal peinlich war. Während sie oben breit grinsend ein paar Himbeeren pflückte, quälte ich mich mit dem ansonsten wirklich properen Fischer den Berg hoch und kam irgendwann verschwitzt und atemlos auch an. Da ich aber mountainbiken wollte und nicht Moped fahren, nahm ich den technischen Nachteil als Herausforderung und entschloss mich, das 1608 zu behalten und lediglich an meiner Kondition zu arbeiten.

Bis nach knapp 1.700 km die hintere Bremsscheibe abriss und ein Stück der Aluminium-Abdeckung des Motors mitnahm, auf dem sie montiert war. Wie es zu dem Malheur kommen konnte, weiß ich bis heute nicht, wahrscheinlich hatten sich die Schrauben nach und nach gelöst und die letzte noch verbliebene konnte die Bremsenergie nicht mehr alleine aufnehmen. Da ich die Erstinspektion versäumt hatte, verzichtete ich auf eine Reklamation im Rahmen der Garantie, und weil ich keine Lust hatte, den Sommer mit einem Bike in der Reparaturwerkstatt zu verbringen, war der Entschluss, ein weiteres eMTB zu kaufen, nur logisch.

Aber welches? Ein Haibike? Oder Canyon? Das Ghost HybRide Lector machte mich so richtig an. Aber dann kam ich ins Grübeln: Der Mittelmotor hat ein paar echte Nachteile, und das Prague ging wie's Gewitter. Was sprach also ernsthaft gegen ein Moscow, das nur ein Drittel im Vergleich zu den anderen Kandidaten kostete?

Nichts! Ein Sonderangebot bei Rakuten war in Minutenschnelle gebont, genau eine Woche später wurde das Bike geliefert. Aus der Verpackung mit Miniaufwand fahrfertig gemacht, ging es Mitte Juli erstmals ins Gelände.

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Streckenprofil


Hauptsächlich fahre ich im Siegerland, gelegentlich im Wittgensteiner- oder Sauerland. Hier gibt es nur sehr wenige Höhenzüge, stattdessen hat es Kegelberge (oder "Hügel", wie der Alpinist es sehen würde), die von knapp unter 300 m Grundhöhe auf gut 600 m ansteigen; manchmal weniger hoch, aber hin und wieder auch höher.

Mit individuellen Abweichungen fahre ich üblicherweise Routen mit folgendem Streckenprofil:
  • geteerte Wege: 15%
  • Schotterwege: 10%
  • Feldwege: 15%
  • Waldwege: 55%
  • Wurzelpfade / Singletrails: 5%
Meine große Hausrunde (72 km / 1.914 Hm) geht von Siegen über den Lahnhof zur Siegquelle und dann über die Breitenbachtalsperre wieder zurück, die kleine (44 km / 1.581 Hm) verzichtet auf ein paar Schlenker und die Talsperre und geht auf einem anderen Weg zum Lahnhof. Für die große brauche ich etwa 4 Stunden und eine halbe Akkuladung, die kleine ist in zweieinhalb Stunden erledigt.

Generell ist das Bike für mich ein reines Sport- und Freizeitgerät, auf dem ich vom beruflichen Alltag regenerieren kann. Kurze, krachende Trails sind nicht so meins, ich mache lieber Strecke.

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Komponenten

Schaltung: Shimano Acera. Ich hatte noch nie eine Schaltung unterhalb der Deore und wollte eigentlich zeitnah upgraden. Auf den ersten 300 km schien sich dieser Entschluss zu bestätigen: Die Kette sprang nervös auf der Kassette herum, irgendwann war ich meine hilflosen Einstellversuche leid und schaltete nur noch vorne. Als der Monteur im Rahmen der 300-km-Inspektion jedoch eine saubere Justierung vornahm, änderte sich das Bild: Es gibt seitdem keinen Grund mehr zur Beanstandung. Natürlich schaltet eine XT auch bergauf unter Last immer noch sauber und geschmeidig, was die Acera wirklich nicht kann. Aber wenn man etwas vorausschauend fährt, kommt man nicht in eine solche Situation. Und die "normalen" Schaltprozesse erledigt die Billigschaltung so unauffällig wie zuverlässig.

Bremsen: Anfänglich etwas quietschig auf der Hinterachse, bremst die Tektro seit der Einstellung im Rahmen der 300-km-Inspektion ganz hervorragend. Auch hier gilt: Für mehr Geld gibt's mehr Leistung, aber für das, was ich brauche, ist die Auriga Comp völlig ausreichend. Und das ist deutlich mehr als Flachland-Teerstraße.

Federgabel: Die Suntour XCM 30 ist sicher keine High-End-Gabel, tut aber ihren Dienst. Ein Upgrade ist derzeit nicht geplant.

Reifen: Bis dato hatte ich noch keine Smart Sam. Nach 1.500 km damit bin ich aber echt begeistert – außer bei grobem Schotter wirkt Sam stets souverän. Auch der Verschleiß scheint erfreulich gering, insgesamt also ein echter und sehr leistungsfähiger Allrounder für kleines Geld. Dennoch werde ich beim irgendwann fälligen Wechsel den Nobby Nic auf's Vorderrad montieren, um dort ein etwas höheres Gripniveau zu generieren.

Sattel: Der Selle Royal Lookin ist ein kleines Sahnestückchen. Optisch durchaus ein Hingucker, ist er jedenfalls für meinen Hintern wie gemacht.

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Fahren im Gelände

Mein Anspruch an das Bike war absolut eindeutig: Ich wollte ein MTB mit Unterstützung, keinen Boulevard-Cruiser in MTB-Optik. Genau aus diesem Grund hatte ich lange gezögert, ein Nicht-Premium-MTB zu kaufen. Und gerade hier muss man NCM ein Riesenkompliment machen, denn das Moscow ist auch ohne Motor ein sehr ordentliches Mountainbike.

Klar, die Komponenten von der Schaltung bis zur Gabel sind bestenfalls zweitklassig; um Billigkram aus China handelt es sich indes aber auch nicht. Da ich das Bike zwar fordere, aber weder mit 30 km/h durch den Wald shreddere noch Kunststückchen im Bikepark fabriziere, habe ich sie bislang noch nicht an ihre Grenzen gebracht. Jedes "Mehr" wäre also nicht nur entsprechend teurer, sondern tatsächlich oversized.

Was man merkt, ist das gewaltige Gewicht. Aber wenn ich mit einem VW Tuareg im Gelände fahre, kann ich nicht die Eigenschaften eines Iltis erwarten. So muss der eine oder andere Wurzelpfad halt links liegen bleiben: Man kann eben nicht alles haben. Und man hüte sich vor Tragepassagen. Auch das natürlich keine Überraschung.

Vor dem Hintergrund all dessen macht das Moscow eine recht gute Figur auch abseits planierter Wege. Einen erhöhten Wartungsaufwand muss man jedoch einkalkulieren, und wie sich das Bike nach 10 oder 20 Tkm anfühlt, bleibt abzuwarten.


Verhalten am Berg

An Steigungen schlägt die Stunde des Mittelmotors. Sagt man. Kann sein, ist bestimmt so, aber dann im alpinen Bereich. Im Mittelgebirge, wo ich fahre, war ich bisher stets "King of the Road". Wenn es zu einem kleinen Rennen kam (und ich gehe keinem aus dem Weg!) mit Haibikes, Cubes, Canyons oder anderen Premium-MMs, hatte ich bisher IMMER die Nase vorn. Ausnahmslos. Ein Bekannter mit seinem Specialized Turbo Levo schleppt grundsätzlich einen Ersatzakku mit sich rum und braucht den auch, um die gleiche Distanz fahren zu können wie ich. Und die Jungs, die mit gerissener Kette und ratlosen Gesichtern am Wegesrand stehen, habe ich schon aufgehört zu zählen. Auf extrem zerfurchten Steilstichen wird es langsam eng, aber wer wie ich hauptsächlich lange Ausdauer-Touren fährt und nicht mit Gemsen konkurrieren will, ist bestens bedient mit dem Moscow+.


Auf geteerten Wegen


Ich suche sie nicht, die geteerten Wege, aber man kann sie auch nicht ganz vermeiden. Das Moscow gleitet über die hinweg, ob mit oder ohne Motorunterstützung, und lässt einen Hauch von Hoovercraft-Feeling verspüren. Als Eisdielen-Racer ist es zwar viel zu schade, aber perfekt geeignet.


Fahren ohne Motor

Vielleicht die größte der positiven Überraschungen war für mich die Geschmeidigkeit, mit der das Moscow ohne Motorunterstützung fährt. Da ich bei Gefälle und auf den meisten Geraden den Motor ganz ausschalte, passiert es mir nicht selten, dass ich die fehlende Unterstützung gar nicht bemerke. Klasse gemacht, Leon Cycle!


Fahren mit Motor

Das Ansprechverhalten des Motors mit dem C7-Display ist, gelinde gesagt, gaga. Nach dem Einschalten schießt das Rad nach vorne wie bei einer Sturmböe, was zwar Spaß macht, aber völlig unnötig ist. Aber wie lange es dauert, bis die Unterstützung nach z.B. einer Senke, wenn es wieder bergan geht, einsetzt, überschreitet jede Toleranz. Gleiches gilt, wenn man mal kurz aufhört, zu pedalieren.

Schuld ist, wie in diesem Forum verschiedentlich (und sehr ausführlich und kompetent, btw.) erörtert wurde, das Display bzw. der Controller. Kann man austauschen, gegen ein altes (!) B6, aber das kann doch keine Lösung sein. Man muss es ganz klar benennen: Die Programmierung des C7 ist eine Zumutung und Spaßbremse ersten Ranges, das die Freude an diesem wirklich ganz hervorragenden eMTB so erheblich wie unnötig trübt.

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Vorläufiges Fazit

Die Entscheidung, dem NCM Moscow plus den Vorzug zu geben vor einem Premiumbike mit Mittelmotor, habe ich bisher keine Sekunde bereut. Das Moscow ist ein klasse MTB, optisch top, technisch auf der Höhe der Zeit, durchdacht konstruiert, gut verarbeitet und ein absoluter Preis-Leistungskracher.

Es macht unglaublich viel Spaß, mit dem Bike zu fahren.

Ob dieser rundum positive und nur durch wenige Kleinigkeiten getrübte erste Eindruck auf Dauer hält, ist eine spannende Frage, die in den kommenden Monaten wohl beantwortet werden kann.
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Moscow+ 29" / 13.744 km (nur offroad)
Moscow +29" / 4.115 km
Moscow 36V 29" / 6.362 km

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#2
Schöner Bericht. Smile

Wie fährt sich das Moscow im Vergleich zum Prague (Gewicht, Ergonomie) ?
Daß die Bosch Kaffeemühlen auf nicht zu steilem Terrain kein Land sehen ist natürlich ein großes Plus.
Bei längeren Steigungen ab 10 - 15 % sieht es bei schlechter Kondition wahrscheinlich anders aus. Das ist genau der Punkt den man bei der Entscheidung Mittelmotor/Nabenmotor ohne Probefahrt nicht einschätzen kann.
Letztlich kauft man dann doch die Katze in Sack.

Gruß
Kosmokatze
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#3
Bier 

...

Schön zu lesen, dass das
Fischer Proline 1608 nicht der Burner 
war ...
(dies war natürlich auch nicht anders zu erwarten, aber ein direkter Vergleich ist natürlich schon was ganz anderes)

Wink


...

Wie hat es hier mal jemand sehr treffend formuliert:

Ich bin nur dafür verantwortlich was ich schreibe, nicht dafür was ihr versteht.


Fatbikes:
Trek Farley, 
"Santa Cruz",
Canyon Dude / 
Bafang BBSHD.

FitiFito FT26.
e-Totem.
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NCM Prague (48V Umbau).
NCM Moscow 36V 
(48V Akku).








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#4
(25-08-2018, 14:57)Kosmokatze schrieb: Wie fährt sich das Moscow im Vergleich zum Prague (Gewicht, Ergonomie) ?

Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Vor allem deshalb nicht, weil der Unterschied zwischen 26" und 29" vieles andere schlicht überdeckt.

Für mich ist das Prague ein echtes Lady-Bike (was natürlich vor allem daran liegen mag, dass wir es für meine Frau gekauft haben), es ist gut 5 kg leichter, es ist deutlich wendiger, etwas agiler und ergonomisch für meine 1,68 m große Frau fast perfekt designed (mit gekröpften Lenkervorbau, der den Lenker näher zum Fahrer neigt).

Gleichzeitig fehlt ihm die gefühlte Souveränität des Moscow und ist mit dem wie ein Fremdkörper wirkenden Akku nicht mehr 100%ig up-to-date. Was aber die insgesamt sehr gelungene Linienführung nicht schmälert.

Beiden gemeinsam ist die ausgereifte Verarbeitung, der gnadenlos schiebende Motor, die ausgezeichnete Akku-Laufzeit und die gute Performance ohne Motorunterstützung.

Unter dem Strich scheint mir das Duo Moscow/Prague für viele Paare die optimale Kombination.

(25-08-2018, 14:57)Kosmokatze schrieb: Das ist genau der Punkt den man bei der Entscheidung Mittelmotor/Nabenmotor ohne Probefahrt nicht einschätzen kann. Letztlich kauft man dann doch die Katze in Sack.


Da bin ich zu 100% bei Dir. Wobei ich noch ergänzen würde, dass da eine Probefahrt auf dem Händlerhof keine Erleuchtung bringt. Ich selbst bin mit meinem Moscow bis jetzt noch nicht an den Punkt gekommen, an dem ich mir mehr Motorunterstützung gewünscht hätte. Wenn ein Mittelmotor an extrem steilen und/oder schwierigen Passagen tatsächlich überlegen sein sollte, kann ich also nicht davon profitieren. Wogegen mich eine gerissene Kette weitestgehend kalt lässt, und das ist mir sehr wichtig.

Will sagen: aussagekräftige Probefahrten in Kombination mit einem klaren Anforderungsprofil sollten einer jeden Kaufentscheidung unbedingt vorangehen.
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#5
Nach jetzt knapp 2.900 km und ziemlich genau 66.000 hm in den Wäldern des Siegerlands sind die Beläge der VR-Bremse fertig. Was mich daran erinnert, ein kurzes Zwischenfazit zu ziehen.

Fangen wir bei den Bremsen an. Die Auriga eComp sind standfest, gut dosierbar, zuverlässig und – wie v.g. Wert deutlich macht – mit dem Originalbelag überraschend langlebig. Hinten ist noch viel Fleisch drauf, aber da neigt sie etwas zum Quietschen.

Was die Smart Sam angeht, so ist die größte Enttäuschung die, dass sie immer noch aussehen wie neu und deshalb die bereit liegenden Nobby Nic (für's VR) und Fat Albert (HR) nach wie vor warten müssen. Ansonsten will es mir einfach nicht gelingen, den viel gescholtenen Allrounder schlecht zu finden, bis jetzt hat er mich noch in keiner Situation im Stich gelassen.

Die Schaltung funktioniert, aber immer, wenn ich mit dem Fischer (Deore) oder meinen alten MTBs (alle XT) fahre, merke ich, was eine Acera alles nicht kann. Ein Wechsel wird dennoch nicht stattfinden, da die Defizite in einem mehr als tolerierbaren Rahmen liegen. Wenn, dann würde ich die gesamte Gruppe tauschen, was eine Investition von günstigstenfalls 250-300 € bedeutet. Für was genau? Um auch beim Steilanstieg hochschalten zu können, ohne dass es kracht? Sorry, den richtigen Gang wähle ich vorher. Um insgesamt sämiger durchzuschalten? Da passt dann das Preis-/Leistungsverhältnis wirklich nicht mehr.

Mit Sonderzubehör war ich bislang eher sparsam, ich nutze das Bike zum fahren und nicht als Weihnachtsbaum. Einen Spritzschutz musste ich jetzt zähneknirschend anschrauben, der sieht immer so furchtbar piefig aus, aber ohne komme ich halt nachhause wie der Verlierer beim Schlammcatchen. Eine echt gute Investition war die Alarmanlage-/Klingel-/Rücklicht-Kombi, die ich gleich noch 5x dazu gekauft habe: sie hängt jetzt an allen meinen Bikes. Scheinwerfer habe ich schon fast ein Dutzend gekauft, wenn ich weiß, welcher auf Dauer am besten ist, werde ich berichten. Das Christl ist auch dabei, aber noch nicht montiert (was u.a. auch mit der Federgabel zu tun hat, s.u.). Bereits im Sommer habe ich mir eine Federsattelstütze (Suntour NCX-SP12) gegönnt, aber nie verbaut, weil Schaft zu dünn (27,2 mm) und Feder zu hart (über 70 kg) und dem Reduzierstück mag ich nicht trauen; werde das Ding verkaufen oder 15 Jahre liegen lassen. Gut investiert war die (farblich passende) Lenkervorbaustange, an der ich das Navi/Handyhalterung und Zusatzlampen befestigen kann, eine Spielerei die blauen Alu-Ventilkappen. Es folgen noch ein Paar ordentliche Pedale und irgendwann ein breiterer Lenker.

Die Seriengabel (Suntour XCM 30) ist nicht ganz so schlecht wie manchmal dargestellt, trotzdem habe ich eine Rock Shox Recon Silver RL gekauft, die nun geduldig auf den Einbau wartet. Ich werde das im Rahmen der nächsten Inspektion veranlassen, wenn die Reifen und die Beläge hinten auch gewechselt werden müssen.

Ganz wesentlich für einen Vergleich bzw. eine Kaufempfehlung ist immer das persönliche Einsatzgebiet. Klar sollte sein: Ein Mountainbike in der Gewichtsklasse des Moscow ist kein Stumpjumper und fühlt sich auf Singletrails und Wurzelpfaden äußerst unwohl. Für ausgedehnte Touren ist es jedoch ideal – bis jetzt hat mein Hintern noch stets vor dem Akku aufgegeben. Meistens fahre ich etwas über 70 km, aber auch Touren von über 100 km bei fast 3.500 hm, stets auf Wald- und Feldwegen.

Wirklich nervig ist nach wie vor das Ansprechverhalten des Motors mit dem C7-Display. Man kann es, zumindest meistens, einigermaßen antizipieren und dadurch abmildern, aber insbesondere bei Anstiegen unmittelbar nach Abfahrten tritt man schlimmstenfalls in Beton oder muss gar anhalten, weil der Motor sich weigert, auch nur einen Newtonmeter ans Ritzel zu geben. Ebenfalls suboptimal, dass bei PAS1 auch noch bei 15 km/h Schub aufgebaut wird.

Vor dem Hintergrund der sonstigen Qualitäten ist die Programmierung des C7 dennoch eine Petitesse, insgesamt bin ich mit dem Bike rundum zufrieden. Dabei möchte ich nicht versäumen, zu erwähnen, dass ich bisher noch jedem (!) MM-Fahrer um die Ohren gefahren bin, und hier im Siegerland stromern genug herum, die mal die Verkäuferloblieder in der Praxis erleben wollen und sich nach der Begegnung mit meinem Moscow fragen, wofür genau sie die 2- bis 4-Tausend Euro Mehr denn nun genau ausgegeben haben.

Ermüdungserscheinungen nach knapp 3.000 km im Gelände kann ich noch nicht feststellen. So bin ich gespannt auf die weitere Performance, auch was die Material- und Verarbeitungsqualität angeht. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich das Moscow plus uneingeschränkt empfehlen.
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#6
Schön geschrieben!  Bier

Steht auf den Bremshebel eigentlich Auriga drauf?
Seit mind. ca. Ende 2017 müssten es eigentlich die neueren e350 von Tektro sein.
Lese zwar auf manch HP "Auriga", aber lt. Benutzerhandbuch sind es besagte e350...
LG
Christian

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  • Fullface
#7
Wenn er das 2018er Plus hat müsste da Auriga E-Comp drauf stehen, wenn ich mich recht erinnere.

@Fullface

Das mit dem Motor konnte ich auch nur mit einem Tuning Display lösen (aber auf 25km/h belassen / 6km/h Schiebehilfe mittels Daumengas), das war auch immer mein größtes Problem mit dem Fahrverhalten.
#8
(28-11-2018, 19:50)Christtcwhm schrieb: Steht auf den Bremshebel eigentlich Auriga drauf?
Seit mind. ca. Ende 2017 müssten es eigentlich die neueren e350 von Tektro sein.

...jetzt, wo Du's sagst!

Da steht tatsächlich nichts von Auriga, aber ansonsten überall: In den Beschreibungen, im Verkaufsangebot, und auch aktuell auf der LC-Webseite (guggstduhier); wobei das 27,5" anders, und zwar mit der HD-E350, beschrieben ist (guggstduda). Haben die schlicht vergessen, das in allen Beschreibungen zu ändern?

Wesentlich mehr interessiert mich aber, wo die Unterschiede überhaupt liegen. Auf der Tektro-Webseite gibt es zwei Dutzend MTB-Bremsen, die Auriga eComp und die Pro habe ich nicht gefunden; im Handel gibt es die aber noch massenhaft. Worin unterscheiden sich die einzelnen Bremsen? Steigt die Performance mit der nummerischen Bezeichnung?
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#9
(28-11-2018, 23:07)Fullface schrieb: ...


Wesentlich mehr interessiert mich aber, wo die Unterschiede überhaupt liegen. Auf der Tektro-Webseite gibt es zwei Dutzend MTB-Bremsen, die Auriga eComp und die Pro habe ich nicht gefunden; im Handel gibt es die aber noch massenhaft. Worin unterscheiden sich die einzelnen Bremsen? Steigt die Performance mit der nummerischen Bezeichnung?


Als 
HD-E500 (Tektro Auriga e-comp)
&
HD-E520 (Tektro Auriga e-sub)

http://www.tektro.com/mobile/products.php?p=39


gibt es die schönen Teile aber schon noch
...
Dafuer



Je höher die Nummern sind, um so "teuerer"
...
Bier

Ob sie deswegen auch eine bessere "Performance" bieten, sei dahingestellt.
Wink


Hatte lang genug eine Tektro Orion (vorne) gefahren, war schon ein schönes Teil!
Aber die jetzige Tektro Auriga comp funzt genauso ...
Knutsch

Wie hat es hier mal jemand sehr treffend formuliert:

Ich bin nur dafür verantwortlich was ich schreibe, nicht dafür was ihr versteht.


Fatbikes:
Trek Farley, 
"Santa Cruz",
Canyon Dude / 
Bafang BBSHD.

FitiFito FT26.
e-Totem.
Vecokraft 
Ares M9.

NCM Prague (48V Umbau).
NCM Moscow 36V 
(48V Akku).








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  • Fullface
#10
Dank für die tolle Berichterstattung deren Inhalt, obwohl ich weniger unterwegs bin, bisher voll bestätigen kann.
Bei den Bezeichnungen von Tektro geht es mir genauso, ich blicke einfach nicht durch. Gleiches gilt allerdings auch für Shimano. Man muss wohl bis auf das Komma alles genau durchlesen sofern man überhaupt etwas zum Lesen findet. Aber das ist wohl Marketing und bei allen Herstellern ähnlich.
Ich freue mich auf den nächsten Bericht. @ Fullface, weiter so.?
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  • Fullface


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