bessere Fahrstufeneinstellung beim Umbausatz "Das Kit" mit Drehgriffschalter
#1
Mein Pedelec-Leben habe ich kürzlich mit dem Umbausatz "Das Kit" von Leon Cycle begonnen.
Dabei ist es im Winter beim Fahren mit Handschuhen mühsam die Fahrstufentasten am Display zu finden bzw. zu treffen. Außerdem ist die Ablenkung beim Fummeln manchmal schon grenzwertig gewesen und so musste Abhilfe her.
Ich entschied mich für die Drehgriff-Variante. Da ich keinen Kettenwerfer am Rad habe (fahre nur mit einem Kettenblatt) fiel die Wahl auf den "Shimano Drehgriffschalter Tourney Revo Shift SL-RS 47, 3-fach links", zumal ich den gleichen (nur da als 7-fachen) für die Schaltung am Rad rechts verbaut habe.
Der Drehgriffschalter bringt von Haus aus 3 Schaltstellungen mit. Das bedeutet nach dem Umbau in der Mittelstellung aus, also keine Funktion, nach oben drehen Fahrstufe erhöhen und aus der Mittelstellung nach unten Fahrstufe verringern.
Außerdem wollte ich den Daumengashebel, der ja ursprünglich im Umbauset enthalten ist, nicht mehr. Die Funktion übernimmt der Drehgriffschalter gleich mit.

[Bild: Schema.jpg]

Umbau:
Als Schaltmedium habe ich mich für Reedkontakte entschieden, also für Schalter, die mittels eines Magneten betätigt werden. Sie sind verschleißfrei und für diese Zwecke gut geeignet. Vorsicht ist beim Biegen der Anschlussdrähdchen geboten, denn der Glaskörper bricht leicht.

Als erstes wird die Abdeckung und der Bowdenzug entfernt.
Dann habe ich 2 lose eingelegte Teile, die für die Führung bzw. Fixierung des Bowdenzuges da sind, ausgebaut.

Als Schaltmagnet eignet sich ein Rundmagnet mit den Maßen 4mm (Durchmesser) x 2mm (Stärke). Davon habe ich 2 mit Sekundenkleber-Gel zusammengeklebt.
Diese wurden dann in die scheinbar extra für sie vorgesehene Bohrung am Drehteil des Drehgriffschalters geklebt (siehe Bilder).

Danach habe ich erst einmal die richtige Lage der Reedschalter probiert. Also fix 2 Drähte angelötet und mittels Messgerät (Durchgangsprüfer) den ersten Reedkontakt so positioniert, dass beim Drehen der Kontakt sicher und bis zum Anschlag geschalten wird. Dazu musste auch einiges an Material abgetragen werden um die Reedkontakte richtig positionieren zu können (kleine Fräsmaschine). Nachdem ich so die richtige Lage der Reedkontakte gefunden hatte habe ich sie mit Sekundenkleber-Gel fixiert. Dabei müssen die Anschlüsse noch frei bleiben um sie später zu verkabeln/ verlöten.

[Bild: Bilder_Reedkontakte_Magnet.jpg]

Dreiadriges Kabel wird nun benötigt. Ich hatte welches liegen was außen schwarz ummantelt ist, aber es geht auch jedes andere. Das Kabel habe ich durch die ehemalige Bowdenzug-Durchführung gefädelt und mit den Reedkontakten verlötet. Das Löten sollte vorsichtig, mit wenig Hitze und nur kurz erfolgen um die empfindlichen Reedkontakte nicht zu gefährden. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass die Litzen nicht am Drehteil schleifen.

Nun konnte ich das Kabel, die Litzen und die Reedkontakte verkleben. Auch dazu eignet sich Sekundenkleber-Gel gut. Der Kleber läuft nicht weg, ist billig und hält obendrein besser auf dem Plastik als Komponentenkleber. Allerdings muss man als Trocknungszeit ein bis zwei Tage einplanen, weil er bei dieser Verarbeitungsvariante offen abtrocknen muss.

Nachdem das erledigt war habe ich die Beschriftung am Drehteil (wo 1, 2, 3 steht) und unter der Plexiglasscheibe geändert (vorher natürlich von der Abdeckung demontieren). Anschließend wird der Drehschalter wieder zusammengebaut.

[Bild: Bedruckung.jpg]

[Bild: Drehschalter_fertig.jpg]

Nun kommt die Verkabelung im Display dran.

Als Display wurde ein L6DB verbaut. Das Gehäuse besteht aus Ober- und Unterteil, welche miteinander verklebt sind. Die Verklebung war nicht sehr stabil und so lies sich das Oberteil relativ einfach öffnen.

Da ich ja das alte Daumengas (Hebel) nicht mehr wollte, so bot sich auch gleich an die alte Steckverbindung von dem zu nehmen. Es ist auch dreiadrig und man braucht keinen Durchbruch mehr am Gehäuse des Displays zu machen (und abzudichten).

Als erstes wird die Platine mit den 4 Schrauben in den Ecken gelöst und vorsichtig geklappt. Jetzt kommt man an die Drähte unten ran und kann die 3 Adern des alten Daumengasanschlusses ablöten. Die Adern werden verlängert (Schrumpfschlauch zur elektrischen Isolierung nicht vergessen!) und wie in den Bildern dargestellt direkt oben an den Pins der Taster gelötet. Ein Pol an den oberen Taster außen, einen unten außen und die Masse (GND) innen an einen der 6 Lötbeinchen eines Tasters. Zum Löten kann man einen SMD-Lötkolben oder einen normalen benutzen, welcher stark gedimmt und mit einer feinen Spitze versehen wurde. Auch hier mit wenig Hitze und nur kurz löten. Lieber noch einmal nachlöten, als einmal zu lange.
Nun die Platine wieder aufschrauben und versuchen den Deckel aufzusetzen. Klemmt etwas, dann sollte die Litze noch einmal umgelegt werden.

[Bild: Display_verdrahtet.jpg]

Vom alten Daumengashebel wird das Kabel mit dem Stecker abgeschnitten und mit mit dem Kabel des Drehgriffschalters verbunden und mit Schrumpfschlauch überzogen.

Wenn das erledigt ist folgt der Trockentest mit dem Durchgangsprüfer am Display.
Ein Pol an schwarz und ein Pol an weiß (Litzefarben im Bild) und den Drehgriffschalter aus der Mittelstellung nach oben drehen. Jetzt sollte Duchgang sein (oberer Reedschalter geschlossen). Das Ganze nun an schwarz und orange und den Drehgriffschalter aus der Mittelstellung anch unten drehen.
Für besonders ängstliche kann jetzt noch vor der Montage des Displaygehäuses ein Test am Fahrrad gemacht werden. Ist das erfolgreich wird das Display geschlossen. Vorher wird mit einem Spiritusläppchen das Displayglas und die Plexiglasscheibe vom Gehäuse innen gereinigt. Dann wenig Sekundenkleber-Gel in die Nuten der 4 Ecken und je 2 Mal auf der langen Seite auftragen und die Gehäuseteile andrücken.
Alles ans Fahrrad anbauen und ... fertig.

Die Bedienung:
Die Mittelstellung des Drehgriffschalters ist die Ausgangsposition.
Kurz nach oben drehen = Fahrstufe erhöhen
Drehgriff in der oberen Stellung belassen = Daumengas (5km/h) an/ aus
Drehgriff aus der Mittelstellung kurz nach unten drehen = Fahrstufe verringern
Drehgriff länger unten lassen = Displaybeleuchtung an/ aus

Preis der Teile (Reedschalter, Magnete, Kabel, Kleber): etwa 8€
Preis Drehgriffschalter: etwa 10€

Erfahrungen im Betrieb:
Das Schalten der Fahrstufen ist jetzt ... geil. Dazu ist das Displaylicht und das Daumengas zuschaltbar.
Hatte Sorge das die Reedkontakte bei Vibrationen (fahren im Gelände) selbstständig schalten, dem ist aber bis jetzt nicht so.

Bedingt durch die ursprüngliche Bestimmung des Drehgriffschalters ist der Drehweg von der Mittelstellung in die obere Stellung recht lang. Das stört etwas aber man gewöhnt sich dran. Alternativ könnte der obere Anschlag mechanisch verkürzt werden.
Ich wollte das ursprünglich im Inneren des Drehschalters erreichen und demontierte ihn komplett in alle Einzelteile. Das war ein Fehler, denn ich habe ihn auch nach Stunden nicht mehr zusammen bekommen und musste einen neuen zum Umbau kaufen.
Eventuell könnte man noch eine LED in den Drehschalter integrieren und würde  so bei Dunkelheit die Stellung besser erkennen. Dann müsste natürlich auch ein 4-poliges Kabel zum Display verwendet werden.

Achtung! Der Umbau wird mit Sicherheit zum Erlöschen der Garantie am gesamten Pedelec-Umbausatz führen. Also erst daran wagen, wenn alles schon einige Zeit sicher läuft.
Natürlich gebe ich keine Umbaugarantie und etwas Löterfahrung sollte schon vorhanden sein.


Viel Spaß beim Nachbau und bei Fragen ... fragen.

Andreas44

P.S.: Wer die Anleitung als pdf-Datei haben möchte sende mir eine Nachricht.
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#2
Ach, ich hatte noch etwas vergessen:
Das Display kann nach dem Umbau auf den Drehgriffschalter weiterhin an den Tasten bedient werden und sollte also mal ein Fehler am Drehschalter auftreten, dann einfach den Stecker zum Display trennen und die Fahrstufen wie vorher an den Tasten des Displays verändern. Und auch der Rückbau in den Originalzustand ist ohne Probleme möglich: Gehäuse öffnen, Kabel an den Tastern ablöten, Kabel des Daumengashebels wieder original an der Unterseite der Platine anlöten, Gehäuse zukleben.
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