(04-09-2018, 22:26)Fullface schrieb: Aber wie beurteilst Du das Bike im direkten Vergleich zum Moscow? Fully vs. Hardtail. Edel- vs. "Billigst"-Komponenten. Mittel- vs. Heckmotor. Shimano vs. Bafang. Gibt es einen nennenswerten Reichweiten-Unterschied?
Was die beiden Bikes betrifft , muss ich sagen das beide ihre Vor- und Nachteile haben.
Genau das aber war ja auch der Grund für mich , beide Bikes zu fahren um jeweils von den Vorteilen zu profitieren die beide mitbringen und mit dem jeweils anderen Bike deren Nachteile zu kompensieren.
Ein direkter Vergleich ist daher schwierig bzw. unfair, da beide Räder völlig unterschiedliche Ansprüche und Einsatzgebiete bedienen.In meinem Fall reden wir da von einem Touren und Cross Country MTB Hardtail mit 100mm Federweg ( NCM Moscow) und dem Canyon Spectral:On , welches ein im allgemeinen als "allMountain" bezeichnetes fully MTB mit jeweils 150mm Federweg ist.
Deshalb versuche ich mal etwas allgemeiner zu vergleichen.
Fully vs Hardtail: Ein Fully spielt seine Vorteile natürlich erst in sehr ruppigem Geläuf so richtig aus , da dann allerdings wirklich spürbar. Durch die 150 mm Federweg an Vorder- und Hinderrad hat man eigentlich immer genug Grip , weil die Dämpfer viele Unebenheiten (Schlaglöcher,Wurzeln, Steine, etc.) wegbügeln und die Reifen dadurch immer Bodenkontakt haben. Das macht es natürlich leichter die Kontrolle über das Rad zu behalten und es Zielsicher über die Trails zu manövrieren.Beim Canyon wird das noch durch den Laufradmix unterstützt , welcher vorne mit 29" für das bekannt gute Überrollverhalten der "Twentyniner" sorgt und hinten mit 27,5" auf 650B Bereifung für etwas agileres Fahrverhalten und mehr Traktion im uphill zuständig ist.
Fahren lassen sich solche Trails natürlich auch mit einem Hardtail (in meinem Fall mit dem Moscow). Da wird es dann aber um so wichtiger eine saubere Linie zu fahrren, da das Moscow kleine Fahrfehler weniger verzeiht.Hinzu kommt das deutlich höhrere Gewicht welches sich in dem Zusammenhang echt bemerkbar macht.
Wirklich gut für das Material ist das allerdings auch nicht da es an dem Rad viel mehr ungefederte Masse gibt und in Verbindung mit der originalen Suntour Gabel würde ich von solchen Trails grade für den ungeübten auch eher abraten.
Aber das ist ja auch nicht die "Heimat" des Moscow. Auf der klassischen "Waldautobahn" fühlt sich das Rad ausgesprochen wohl und auch leichte XC Passagen machen richtig Spass mit dem Rad.
Den Nachteil des Fully´s , das man gegen die Federung "antritt" gibt es so beim eMTB eigentlich nicht mehr, da man so gut wie nie im Wiegetritt fährt und es somit auch wenig Sinn macht oder es nötig ist die Federung zu sperren.
Mein Fazit: Wer Touren-orientiert fährt und ab und zu mal kleinere Ausflüge auf Wald- und Wiesenwege macht, hat mit dem Moscow ein richtig gutes Bike an der Hand.Ein Fully ist für ein solches Streckenprofil absolut nicht nötig.
Wer allerdings regelmässig wirlich abseits der befestigten Wege unterwegs ist und diese auch flott befahren möchte oder auch gerne mal springt , der wird auf Dauer nicht um ein Fully herum kommen.
Die verbauten Komponenten: Da gilt ganz klar "you get what you pay" . Aber das ist nicht negativ gemeint. In vielen Fällen braucht es die teuren Komponenten einfach nicht. Ich muss keine Federgabel für 600€ verbauen wenn die maximal Kopfsteinpflaster zu spüren bekommt. Je extremer das Rad eingesetzt wird umso so deutlicher macht sich allerdings auch der Einsatz von günstigeren Teilen bemerkbar. Da sollte jeder für sich selber entscheiden, wie sein Fahrprofil ist und auf was er Wert legt. Für mich persönlich ist z.B. die originale Moscow Gabel ein no Go. Da waren für mich die 130€ für eine andere Gabel gut investiert. Andere rüsten mit gefederten Sattelstützen oder hydr. Bremsen nach. Alles funktioniert auch schon am original Moscow, aber mit jedem Teil was man gezielt verbessert, steigt auch das Komfort- und Sicherheitsempfinden.
Ich würde raten mit dem Rad ein wenig zu fahren und dann gezielt die "Schwächen" auszubessern, die einem negativ auffallen. Ist man rundum Zufrieden, gibt es auch keinen Handlungsbedarf.
Auf dem Radweg im Flachland mag man mit einer Bowdenzug Bremse noch gut zurecht kommen, auf Downhill Trails oder bei Gebirgsabfahrten ist man dagegen über eine hydraulische vier Kolben Bremsanlage mit entsprechend dimensionierten Scheiben echt dankbar.
Für mich steht ganz klar der Fahrspass im Vordergrund und um den zu haben braucht es keinen "Prall gefüllten Geldbeutel" und einen Haufen "Edelkomponenten" am Bike.
Erst wenn es den nicht mehr hat, sollte man sich Gedanken über das machen was man verbessern kann um wieder mehr freude am biken zu haben.
Mittel- vs Heckmotor: Ein ewiges Thema (ähnlich der Akku Reichweite

). Die einen meinen es braucht für jeden noch so kleinen Hügel zwingend einen MM , andere fahren mit ihrem HM jeden technischen Alpentrail ohne Probleme^^. Die (meine) Wahrheit liegt wie so oft dazwischen.
Aktuelle Heckmotoren mit einem Drehmoment um die 50NM (z.B. die 48V Das Kit Motoren) schlagen sich in Verbindung mit den am Moscow verbauten drei Kettenblättern richtig gut , selbst im wirklich steilen Gelände.
Sie erforden allerdings ein mindestmaß an Geschwindigkeit , da sie bauartbedingt sonst viel Energie in Wärme umwandeln.
Da kommt dann irgendwann der Vorteil des MM zum tragen. Durch die Drehmomentsensoren der meisten MM lassen sie sich in sehr technischen Uphills einfach besser dosieren. Wo der HM nur schiebt da er durch den Speedsensor nur zwei Agregatszustände kennt, kann ich mit dem MM gezielt die Kraft auf das Hinterrad bringen.Wer dagegen eher im flachen unterwegs ist, hat in meinen Augen mit dem HM sogar das "bessere", da Wartungsärmere System an der Hand.Zum Pendeln (in meinem Fall ca. 5000KM im Jahr), würde ich jedenfalls nie ein MM nehmen, da die Antriebskomponenten wie Kette und Ritzel da doch schon spürbar schneller verschleissen.
Das es im Einzelhandel fast nur noch Räder mit MM gibt hat für mich jedenfalls nichts damit zu tun , das dass System dem HM Grundsätzlich überlegen wäre.Eher könnte man denken, das die Händler kein grosses Interesse daran haben wartungsärmere Systeme zu verkaufen.
Wer sich für einen MM entscheidet sollte sich dann noch überlegen wie er bevorzugt unterwegs ist, da es da schon auch grosse Unterschiede bei der Motorcharakteristik der verschiedenen Hersteller gibt.
Mein Shimano mag es zum Beispiel mit recht hoher Trittfrequenz bewegt zu werden (eher nicht unter 80, besser um die 100).Beim Yamaha sieht das schon wieder ganz anders aus, der steigt z.B ab einer TF von 110 ganz aus und unterstüzt gar nicht mehr. Dafür ist er bei einer 70er TF effizienter als der Shimano.
Das soll jetzt aber auch nur ein Beispiel dafür sein , das sich auch die mittel Motoren nicht alle gleich fahren und es da auch schon spürbare Unterschiede gibt und man sich bei Kaufinteresse schon auch intensiver im Vorfeld damit beschäftigen sollte, was man eigentlich möchte und was man bekommt.
Mein Fazit:Für die meisten Leute ist ein HM völlig ausreichend und in Verbindung mit einer passenden Schaltung auch völlig ausreichend auf steilen Passagen.
Wer allerdings kaum noch zutreten kann oder mag findet im MM je nach verbautem System evtl. einen "Helfer" der auch mal niedrigere TF verzeiht.
Eine "Mofa" sind allerdings beide Systeme nicht und je steiler es wird, desto mehr Eigenleistung ist auch erforderlich, sonst überhitzen auch MM.
Zur Reichweite habe ich ja schon an anderer Stelle geschrieben.Das ist einfach von viel zu vielen Faktoren abhängig als das man da vernünftig vergleichen könnte.
Ich schaffe jedenfalls bei beiden Bike´s die Akku´s in weniger als 30 Kilometern wenn ich das will und kann andererseits auch mit beiden Rädern Problemlos mehr als 100 Kilometer fahren.
Das ganze ist jetzt doch etwas länger geworden als gedacht ^^ und wahrscheinlich habe ich trotzdem das ein oder andere vergessen.
Ich hoffe aber, das ich dem ein oder anderen ein wenig die Unterschiede der beiden Bike´s näher bringen konnte.
Ich möchte jedenfalls keins von den beiden Rädern mehr missen. Für mich heisst es zum touren und pendeln das Moscow , zum "ballern" dann das Canyon

.
So nun will ich auch noch ein wenig die Sonne nutzen und ein bisken in den Wald.
Nachdem im Laufe der letzten Woche meine Hüfte fast täglich ihre Farbe gewechselt hat, hoffe ich dass ich dieses Wochenende mal sturzfrei überstehe^^ .
In diesem Sinne allen ein schönes Wochenende und allzeit gute und sturzfreie fahrt